Süd- und Südostasien

Die Dauerausstellung umfasst die Bereiche Indien (dabei: Alt-Afghanistan), Sri Lanka, Südostasien-Festland und Java/Indonesien sowie Nepal und Tibet. Der Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung von Kenntnissen über die großen indischen Religionen und ihrer gesellschaftlichen Grundlagen vom Altertum bis in die Gegenwart. Ihre Verbreitung über Süd- und Südostasien prägte wesentlich die Kulturgeschichte aller Länder dieses Weltteils. Wie die Missionare des Buddhismus über die Seidenstraße nach Fernost, so gelangten zusammen mit den Kaufleuten die buddhistischen Mönche und Hindu-Priester nach Thailand, Indonesien und bis nach Vietnam, wo neue Königreiche nach indischem Vorbild entstanden.

Um dem Vorurteil der "verwirrenden Vielfalt" der Religionen in Südasien entgegen zu wirken, bietet sich die Ausstellung räumlich klar gegliedert dar und lädt zum vergleichenden Beobachten ein. Außer Buddhismus und Hinduismus ist auch der weniger bekannte Jinismus in einem eigenen Ausstellungsbereich vertreten. Herausragende Neuerwerbungen der letzten Jahre sind den bedeutenden Beständen an Ritualfiguren und Kultgerätschaften zur Seite gestellt. Eine größere Objektgruppe präsentiert die Kultur der Cham (Vietnam).

Himalaya-Bereich


Der Himalaya-Bereich zeigt herausragende Objekte aus dem tibetischen Buddhismus, der sich nicht nur über das eigentliche Tibet erstreckt, sondern auch Einfluss auf Bhutan, Nepal, die Mongolei sowie einige Regionen Nordindiens und Chinas nimmt.

Kostbare Skulpturen aus den Sammlungen des Linden-Museums und farbenfrohe Thangka-Malereien, auf denen Buddhas, Bodhisattvas oder auch Schutzgottheiten abgebildet sind, bieten einen eindrucksvollen Einblick in das Pantheon des tibetischen Buddhismus. Neben den bildenden Künsten führt die Ausstellung auch in die Welt der darstellenden Künste ein: Zu sehen und zu hören sind Instrumente aus Tibet und Bhutan. Kostüme und Masken der rituellen Cham-Tänze, bei denen buddhistische Mönche Gottheiten und andere Figuren der tibetischen Mythologie verkörpern, vervollständigen den Überblick über die Künste im Umfeld buddhistischer Tempel. Zentrales Element der Ausstellung ist die Rekonstruktion des Innenraumes eines tibetischen Tempels.

Neupräsentationen in der Ausstellung:

Glück und Freude für alle
Terrakottafiguren aus Südasien


Tier- und Menschenfiguren aus Terrakotta gehören zu den ältesten Kunstwerken, die wir aus Südasien kennen, wobei einige Figuren über 4000 Jahre alt sind. Ab etwa 200 v. Chr. begannen Töpfer*innen in der Region Terrakottafiguren mit Hilfe von Gussformen in Massenproduktion herzustellen. Viele Figuren stellten antike Götter, Göttinnen oder glücksbringende Figuren dar und wurden von der Mehrheit der Bevölkerung verwendet. Auch heute sind Götterfiguren, Spielzeug und andere Gegenstände aus Terrakotta im Alltag vieler Menschen in Südasien allgegenwärtig.

ab 3. September 2023
Veni, Vidi, Vici (Ich kam, ich sah, ich siegte), 2022
Installation von L. N. Tallur


Die monumentale, ortsspezifische Installation des renommierten zeitgenössischen Künstlers L. N. Tallur (geboren 1970 in Karnataka, Indien) besteht aus Terrakotta-Dachziegeln und Skulpturen. Das Kunstwerk führt zwei Kapitel aus Indiens kolonialer Vergangenheit zusammen. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen deutschsprachige Missionare der Basler Mission nach Mangalore in Südindien, wo Tallur aufwuchs und lebt. Um den indischen Bekehrten Arbeit zu geben, gründeten sie eine Dachziegelfabrik. Die Ware wurde mit aus Europa eingeführten Technologien und Mustern aus lokalem Lehm hergestellt. Etwa zur gleichen Zeit wurden im kolonialen Mumbai Tonfiguren von wandernden Asketen oder Yogis in extremen Körperhaltungen zu ethnografische Präsentationszwecken angefertigt. Die britische und indische Elite betrachtete die Yogis mit Misstrauen und sah in ihnen oft Kriminelle und Verbreiter von Aberglauben. Tallurs Yogis wurden von Figuren aus dem Bhau-Daji-Lad-Museum in Mumbai (gegründet 1855) inspiriert.

Tallur sieht Gemeinsamkeiten zwischen den Bemühungen der Missionare - von denen viele an tropischen Krankheiten starben - und dem Streben der Yogis nach Befreiung und Unsterblichkeit. Beide sprechen von der Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers und unserem Bestreben, diese Zerbrechlichkeit zu überwinden. Sie ist es auch, die Tallur zu Terrakotta zieht, einem Material, mit dem er seit vielen Jahren arbeitet.

Die Installation wurde 2022 mit Mitteln des Zentralfonds erworben. Sie ergänzt die weltberühmte Sammlung des Linden-Museums von Terrakotta-Kunst aus Südasien, die von mehr als 2000 Jahre alten Skulpturen bis zu modernen und zeitgenössischen Kunstwerken reicht.

Sammlung digital
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