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an alle orte, die hinter uns liegen

  
Foto: L. S. Löwenbrück

Mit Sinthujan Varatharajah

Kolonialismus und das ‚Danach‘: Sinthujan Varatharajahs an alle orte, die hinter uns liegen ist ein Hybrid aus Familiengeschichte und politischem Essay und befasst sich mit der Frage, wie sich Kolonialismus in unsere Gegenwart und in unseren Alltag eingeschrieben hat. Wie wirken sich imperialistische Bestrebungen bis heute auf unsere Lebensrealität aus – und wie beeinflussen sie aktuelle Migrations- und Asylfragen? Sinthujan Varatharajah macht deutlich: Unsere kolonialistische Vergangenheit betrifft und umgibt uns alle in unserem Alltag – so omnipräsent, dass wir es meistens gar nicht mehr wahrnehmen.

Dieses Buch ist eine Spurensuche. Ausgangspunkt: ein Foto, das um 1991 im Tierpark Hellabrunn in München aufgenommen wurde. Es zeigt Sinthujans Mutter, die aus Eelam, der tamilischen Region des heutigen Sri Lankas stammt und Mitte der 1980er-Jahre als Asylsuchende in die Bundesrepublik kam. Sieben Jahre später steht sie im Münchner Zoo zwei indischen und einem Elefanten aus Ostafrika gegenüber. Die junge Tamilin und die Elefanten haben etwas gemeinsam: Alle haben eine weite Reise hinter sich. Sie wurden verschleppt, vertrieben oder mussten flüchten und treffen in einem fremden Land, in diesem deutschen Zoo aufeinander.

Sinthujan Varatharajah spannt in an alle orte, die hinter uns liegen einen Bogen von der eigenen Familiengeschichte zur Geschichte der Siedler*innen Sri Lankas, über Kolonialfotografie bis hin zur Kulturgeschichte von Zoos, Museen und botanischen Gärten im europäischen Raum. Ihr*Sein außergewöhnlicher Essay lässt erahnen, das postkoloniale Strukturen sogar unsere Wahrnehmung von Flora und Fauna durchdringen. Mit großer Klarheit stellt Sinthujan Varatharajah grundsätzliche Gewissheiten infrage und wählt dabei einen persönlichen Zugang, der im Gedächtnis bleibt.

Sinthujan Varatharajah lebt als freie*r Wissenschaftler*in und Essayist*in in Berlin, wo sie*er die Veranstaltungsreihe dissolving territories: kulturgeographien eines neuen eelam kuratiert. Sie*er studierte Politische Geographie und war mit der Forschungs- und Kunstinstallation how to move an arche Teil der 11. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. 2017 –2018 war sie*er Vorstandsmitglied des Beirats für Asylfragen der Europäischen Kommission und arbeitete über mehrere Jahre hinweg für verschiedene Menschenrechtsorganisationen in London und Berlin. Essays von Sinthujan Varatharajah erschienen unter anderem bei The Funambulist, Jacobin sowie Fluter.

Moderation: Mareike Köhler, Jule Steinmetz

Eintritt: EUR 5,-/3,-
Reservierung: Tel. 0711.2022-444, anmeldung@remove-this.lindenmuseum.de

In Kooperation mit: